Wahnsinn
Auszüge aus:
Jean-Philippe Rameau - Platée
Marc-Antoine Charpentier - Le malade Imaginaire
Henry Purcell - Dido and Aeneas
sowie Werke von Heinrich Ignaz Franz Biber, Jean-Féry Rebel, Jaakko Mäntyjärvi und Georg Friedrich Händel
Karten Leipzig (Reservix) hier
An allen Vorverkaufsstellen oder an der Abendkasse
Normalpreis 20€ Ermäßigt 10€ (Studierende, Kinder, Schwerbehinderte)
Wahnsinn – ein eher ungewöhnliches Motto für ein ganzes Konzertprogramm. Dabei sind viele Meisterwerke der Barockzeit gespickt mit "wahnsinnigen" Elementen. In spukhafter Gestalt geistern sie durch fieberhafte Halluzinationen, brechen in gellendem Geschrei von Hexen aus oder lassen betrogene Liebende sich wahrhaftig zu Tode singen. Sogar als Personifikation tritt der Wahnsinn auf der Bühne auf, so wie in Rameaus Oper "Platée", und raubt als La Folie allen Zuhörern wenn vielleicht auch nicht im positivsten, so doch im amüsantesten Sinne den Verstand.
Dabei birgt er stets zündendes Potential von delikater Komik bis hin zu grotesker Verzerrung, kann ebenso mitleiderregend wie abstoßend sein. Wenn zum Beispiel in Heinrich Ignaz Franz Bibers Schlachtenmusik „Battalia“ für Streichorchester die „liederliche Gesellschaft von allerlei Humor“ heiter angetrunkener Soldaten neun verschiedene Lieder in verschiedenen Tonarten gleichzeitig anstimmt, mag es dem ein oder andern damaligen Zuhörer wohl in den Wahnsinn getrieben haben, oder er hatte beim
Genuss dieser Musik ebenso viel getrunken und konnte sich lebhaft in dieses Chaos hineinversetzen. Das Chaos machte sich auch Jean-Féry Rebel zu nutze und komponierte im ersten Satz seiner Suite „Les elements“ von 1737 ein tollkühnes Disharmonium voller Cluster und bisweilen avantgardistischer Klangverbindungen. Weniger wahnwitzig, aber mit ihrer Leidenschaft und vernarrter Liebestrunkenheit doch alle Sinne raubend ist das dreiteilige „Lamento della Ninfa“ von
Claudio Monteverdi, dessen Musik in unserem Programm natürlich ebenso wenig fehlen darf, wie die des im allgemeinen Bewusstsein für verrückt erklärten Carlo Gesualdo, der in seinen Madrigalen der heißblütigen Liebe ebenso frönt, wie tollkühner Chromatik und bis ans Äußerte getriebener Affekte, die auch heutigen Hörern noch den Boden unter den Füßen zu entziehen
vermögen. Neben weiteren Szenen, wie der „Wahnsinnsarie“ des Orlando aus Händels gleichnamiger Oper oder dem Chor der Hexen aus Purcells „Dido and Aeneas“ bildet den krönenden Abschluss unseres Konzertes die skurrile „Cérmonie burlesque“ - die Schlussszene aus Charpentiers Bühnenmusik zur bekannten Komödie „Le malade imaginaire“ des französischen
Nationaldichters Molière. Erleben Sie einen verrückten, witzigen und ebenso anrührenden Querschnitt durch Theater, Oper und Konzertmusik des 17. und 18. Jahrhunderts.
Sopran - Michèle Bréant, Yumi Tatsumiya
Altus - Lidor Ram Mesika
Tenor - Friedemann Meinhardt, Fridolin Wissemann
Bass - Vincent Hoppe
Ensemble Lachrymae
Jonas Kraft
Les Larmes de la Nuit
Jean-Baptiste Lully - O Lachrymae
Olav Kröger/J.-B. Lully - Symbiose und Paraphrase über die Passacaille d'Armide
Jonas Kraft - Nocturne (Uraufführung)
Jean-Baptiste Lully - Dies irae
Karten unter tickets@ensemble-lachrymae.de
oder an der Abendkasse
Leipzig/Dresden - Normalpreis 25€ Ermäßigt 15€ (Studierende, Kinder, Schwerbehinderte)
Döbeln - Spendenbasis
Les Larmes de la Nuit- die Tränen der Nacht. Der Titel weckt Assoziationen zu dunklen, klagenden Klängen, zu Trauer, zu Tod. „Das Herz zerrieben, beinahe Asche; nimm dich meines Endes an“ heißt es im Text des Dies irae, am „tränenreichsten aller Tage“.
Doch soll die Finsternis nicht das einzig beherrschende Thema sein. Denn die Nacht ist ebenso ein Hort der Träume, der Sehnsucht und der Liebe. Und so wollen wir mit diesem Konzert den dunklen und den hellen Seiten des Lebens nachspüren und erfahren, wie sich diese in der Musik widerspiegeln.
Im Fokus unseres Programms steht der französische Komponist Jean-Baptiste Lully, dessen hier nahezu unbekanntem Werk und seiner Neuentdeckung sich unser Ensemble insbesondere verschrieben hat. Zwei seiner Grands motets, geistliche Werke für zwei Chöre und Orchester, rahmen das Programm und bilden zugleich den unterschiedlichen Ausdrucksgehalt dieser Gattung ab, die zu den repräsentativsten der französischen Barockmusik gehört.
Zu Beginn erklingt das „O Lachrymae“, eine Motette, die die Tränen bereits im Namen trägt. Sie entfaltet in ruhigen, lyrischen Klängen eine kontemplative Stimmung und stellt dem „Quell der Tränen“ sein Gegenstück, den „Quell der Liebe“ gegenüber.
Diese das Stück beherrschende Ambivalenz zeigt sich im großen Zusammenhang des Programmes ebenfalls im Kontrast des „O Lachrymae“ zum folgenden Werk, der leidenschaftlichen Passacaille aus Lullys Oper „Armide“, die in unserem Konzert als Symbiose mit einer Neukomposition des Leipziger Komponisten Olav Kröger erklingt, welcher den Text der Oper aufgriff und in seiner eigenen, ebenso modernen wie romantischen Klangsprache als Stück-im-Stück für Chor a cappella vertont hat. Darauf folgt ebenfalls ein neues Werk, die „Nocturne“ unseres künstlerischen Leiters Jonas Kraft, in der die Eigenheiten und Farben der historischen Instrumente mit modernen Ausdrucksmöglichkeiten verschmelzen.
Im harten Kontrast dazu steht schließlich die packende Dramatik des Dies irae von Lully. Hier zeichnet der Komponist ein plastisches Bild vom Schrecken des letzten Tages, Furcht vor dem Jüngsten Gericht und banger Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Fast wie eine Oper insziniert, schafft Lully einen beeindruckenden Kontrast von Zorn und Barmherzigkeit, Dunkel und Licht. Es sind diese Momente, wie das schmerzlich-schöne „Lachrymosa“, in denen sich der zutiefst emotionale Gehalt dieser Musik offenbart und die das Konzert letztlich hoffnungsvoll ausklingen lassen.
Sopran - N.N., Clarissa Renner
Alt - Anna Schuch
Haute-contre - N.N.
Tenor - Pedro Matos
Bass - Vincent Berger
Ensemble Lachrymae
Jonas Kraft
© Ensemble Lachrymae 2023