Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville - Dominus regnavit
Georg Friedrich Händel - Dixit Dominus
Jean-Baptiste Lully - Te Deum
Jean-Joseph Cassanéa de Mondonville - man könnte meinen, es läge schon an seinem vertrackten Namen - ist heute selbst in Frankreich nur noch den Wenigsten bekannt. Zwischen dem immer noch deutlich spürbaren Einfluss des Altmeisters Lully, der allerdings schon aus der Mode kam, und dem schlankeren, galanten Stil seines berühmten Zeitgenossen Rameau formte Mondonville seine eigene Handschrift, in die er auch Merkmale des musikalisch eigentlich "verfeindeten" Italiens einfließen lässt. Mit dieser spannenden Klangsprache schuf er im Besonderen zahlreiche Grands Motets in der Tradition des 17. Jahrhunderts, die er in die Form einer mehrsätzigen Kantate transformierte. Eine ebensolche Motette istDominus regnavitvon 1734. Ein kompaktes Werk für fünf Solostimmen, Chor und Orchester, welches beachtlicherweise nicht für den liturgischen Gebrauch, sondern für ein Konzert geschaffen wurde und dessen Klangwogen ebenso Meeresfluten heraufbeschwören können, wie sie in zarten Tönen Gottes Herrlichkeit preisen, dabei stets im Dienste einer möglichst bildlichen Vertonung des Textes des 93. Psalms.
Ähnlich plastisch, doch voll italienischen Temperaments und heißblütiger Dramatik packt Händel den Text desDixit Dominusan, ebenfalls eine Psalmvertonung, die er zu Beginn seiner Italienreise 1707 komponierte und als eindrucksvolle Visitenkarte in Rom präsentierte. Hier zeigt sich bereits die Meisterschaft des erst 22-jährigen, der bald zum Superstar avancierte. Das Werk wird entscheidend vom virtuosen, fünfstimmigen Chor dominiert und zeichnet in seinen zehn Sätzen kontrastreiche Bilder zwischen biblischer Archaik und sprühender Energie, loderndem Feuer und stiller Meditation.
Glanzvoller Abschluss des Konzertes ist schließlich dasTe Deumvon Lully,in welchem mit Pauken und Trompeten die Macht Gottes ebenso verherrlicht wird, wie der Ruhm des Sonnenkönigs, unter dessen Regentschaft einige der prächtigsten Werke der Barockzeit entstanden, die in dieser Motette einen ihrer Höhepunkte finden.
Jean-Baptiste Lully - Entrée d'Apollon
Petr Eben - Cantico delle creature
Jean-Baptiste Lully - Te Deum
Olav Kröger - Laudato si (UA, Auftragswerk Ensemble Lachrymae)
Georg Friedrich Händel - Zadok the Priest
"Höchster, Allmächtiger, dein ist das Lob, die Herrlichkeit und Ehre, gelobt seist du mit allen deinen Geschöpfen"
- so tönt es in Franz von Assisis berühmten "Sonnengesang", dem Cantico delle creature. Er ist nicht nur das früheste Zeugnis italienischer Literatur, sondern war und ist Anlass für zahlreiche Kompositionen, von denen zwei zeitgenössische in unserem Konzert erklingen werden.
Zum einen die farbenreiche Vertonung von Petr Eben (1929-2007) für Chor a cappella, zum anderen ein neues Werk des Leipziger Komponisten Olav Kröger, der in diesem Kompositionsauftrag des Ensemble Lachrymae den modernen Ausdruck seiner eigenen Klangsprache mit Form und Instrumentation des Te Deum von Jean-Baptiste Lully verbindet. Diese größte der Lully'schen Motetten, geschrieben 1677 steht im Zentrum unseres Konzertes
und überwältigt nicht allein durch ihre gewaltige Dimension und Strahlkraft, sondern auch durch den Reichtum an Ausdruck und stilistischen Mitteln.
Eine Musik voller Pracht und Licht, in der sich Solisten, zwei Chöre und barockes Orchester zu einem Lobpreis auf den himmlischen Schöpfer vereinen und zugleich die Herrlichkeit des Größten aller Könige, Ludwig XIV. - des Sonnenkönigs – preisen.
Sopran - Eva Möritz
Sopran - Ursula Göller
Haute contre - Stephan Scherpe
Tenor - Fridolin Wissemann
Bass - Vincent Berger
Ensemble Lachrymae - Kammerchor und Barockorchester
Leitung - Jonas Kraft
Stabat Mater
Domenico Scarlatti - Stabat mater
Marc-Antoine Charpentier - Leçons des ténèbres
sowie Werke von Johann Christoph Bach, Carlo Gesualdo und Francis Poulenc
Im Zentrum unserer Passionskonzerte steht das Stabat mater von Domenico Scarlatti (1685-1757) welches oft als eines der Meisterwerk italienischer Vokalmusik bezeichnet wird und diesem Titel in seiner ungeheuren Polyphonie, Farbvielfalt und Expressivität auch gerecht wird. Die Reduktion an äußeren Mitteln – das Werk ist für 10 Gesangsstimmen und Basso continuo geschrieben - kommt dabei einer inneren Konzentration gleich und schafft Möglichkeiten für ausdifferenzierte Klang- und Stimmverbindungen gepaart mit großer Virtuosität, wodurch Scarlatti dem vielfach vertonten Text ungeheure Plastizität verleiht und auf einzigartige Weise unmittelbar dramatisch erlebbar macht.
Ähnliches gilt auch für die Leçons de ténèbres von Marc-Antoine Charpentier. Diese Vertonungen der Klagelieder Jeremia erklangen in Frankreich traditionell zur Karwoche und zeichnen vielseitige Bilder von Trauer, Verzweiflung und Resignation, lassen dabei aber auch Aspekte von Hoffnung und Erlösung aufleuchten, das ganze von Charpentier in fesselnde, teils meditative, teils schmerzlichste Töne gefasst
Jean-Baptiste Lully - O Lachrymae
Jean-Baptiste Lully/Olav Kröger - Symbiose&Paraphrase (Passacaille d'Armide)
Marc-Antoine Charpentier - Super flumina babylonis
Pandemiebedingt mussten diese Konzerte leider ausfallen
Die Dunkelheit der Nacht wird oftmals assoziiert mit Trauer, Bangen und Hoffnungslosigkeit. Doch auch unseren innigsten Träumen und Sehnsüchten bietet sie Raum zur Entfaltung. In diesem scheinbaren Konflikt stehen auch die Werke unseres Konzertes. So, wie sich die Musik der beinahe unbekannten Grand Motet O Lachrymae aus düsteren Klängen erhebt, die Bilder der trauernden Seele und weinenden Herzens entstehen lassen, so strahlend erfasst uns der Jubelnde Engelschor im Mittelteil des Werkes, bevor sich dieser wieder in der Dunkelheit des Beginns auflöst.
Die Passacaille aus Armide ist Sinnbild der Leidenschaft zweier Liebenden, doch wird diese Liebe bereits von der Vergänglichkeit des Lebens überschattet. Olav Kröger schuf eigens für das Ensemble Lachrymae eine einzigartige S ymbiose aus der Musik Lullys und eine neuen Komposition für Chor a capella, die in diesem Konzert erstmals erlebbar wird.
Schließlich führt uns die Psalmvertonung Super flumina von Charpentier, die das Leiden des jüdischen Volkes in der babylonnischen Gefangenschaft beschreibt, aus Dunkelheit und Verzweiflung empor zu neuer Hoffnung, zu einem neuen Tag.
Und so lassen diese Werke auf vielfältige Weise die untrennbare Einheit von Schmerz und Sehnsucht, Verweiflung und Hoffnung, Licht und Dunkel deutlich werden, eingefasst in seltenst gehörte und umso ergreifendere Musik.
Passing Eternity
Johann Sebastian Bach - Actus tragicus (BWV 106)
Arvo Pärt - Nunc Dimittis
Heinrich Schütz - Ich bin die Auferstehung
György Ligeti - Lux aeterna
Jean-Baptiste Lully - Dies irae
- Requiem aeternam
Eternity - Ewigkeit….seit jeher sind Menschen von dem Gedanken daran fasziniert, ob unter religiösen, wissenschaftlichen oder
mystischen Aspekten. Was bedeutet unser Leben angesichts der Endlosigkeit des Universums. Was bedeutet Tod
angesichts der Hoffnung auf Ewigkeit. Ein Ende….ein Anfang? Und können wir diese Ewigkeit, die Auflösung von Raum und Zeit,
das Nach-weltliche, Göttliche überhaupt erfahren und begreifen? Oder ist uns lediglich ein Abglanz von ihr vergönnt, ziehen wir
in unserem Hoffen doch nur an ihr vorüber, ist sie erreichbar, oder löst sie sich gar selbst vor unseren Augen auf und es bleibt
nichts als Leere?
Ob in den tröstlichen Worten des Bach’schen Actus tragicus, dem furchtvollen Staunen vor dem jüngsten Tag
in Lullys Dies irae oder der Mystik des Ewigen Lichtes im Lux aeterna von Ligeti, in all den Werken unseres Programms finden
diese Fragen Widerhall.
Gehen Sie mit uns auf die Suche nach Antworten, und vielleicht finden wir für einen kleinen Augenblick Ruhe, Frieden -
ein Stückchen Ewigkeit.
© Ensemble Lachrymae 2023